Teure Mieten führen zu teuren Eintrittspreisen

Datum:

Von:

Viele Menschen, einige im Cosplay, stehen und laufen auf einem Platz mit Steinboden vor einer Messehalle herum. Links im Bild ist im Hintergrund eine sehr begehbare Nachbildung eines Vulkans mit rotem Gestein zusehen.
© Sui

Wer schon einmal eine Veranstaltung geplant hat der weiß, wie schwierig es ist, eine passende Location zu finden. Ein Hauptproblem hierbei sind die Mietpreise. Je höher sie sind, desto teurer werden die Eintrittspreise, die Standgebühren, Werbeflächen und alles andere, was sich Veranstalterinnen und Veranstalter einfallen lassen, um am Ende nicht in den roten Zahlen zu stehen. Das heißt aber auch, hier findet eine sozial-wirtschaftliche Ausgrenzung statt und unsere kollektiven Gestaltungsmöglichkeiten und unser Zusammenleben werden eingeschränkt.

Jetzt mögen sich viele fragen, wie es denn sonst laufen soll und das ist der entscheidende Punkt: Wer einmal verstanden hat, dass es auch anders funktionieren könnte, gibt sich mit dem Status Quo nicht mehr ohne Weiteres zufrieden.

 

Wem gehört die Stadt?

Im Oktober 2024 erschien ein auf der Website der österreichischen Tageszeitung der Standard ein lesenswerter Artikel über Parkbänke in der europäischen Stadtplanung. In ihm heißt es: „Die Stadt an sich [… ist] nicht für Menschen gedacht, die weder konsumieren, noch produzieren. […] Die öffentlichen Räume in europäischen Ländern werden immer dynamischer ausgerichtet, sodass es den Menschen nicht leicht gemacht wird anzuhalten, um sich auszuruhen oder zu reden‘, so Sorando. Dies führt dazu, dass öffentliche Bänke immer weniger werden. Und die Bürger und Bürgerinnen verlieren kostenlose öffentlichen Treffpunkte, sodass sie zwangsläufig in private Gastgärten gedrängt werden, wo sie aber etwas konsumieren müssen.“
Es geht um Vertreibungseffekte. Öffentliche Infrastruktur wird nicht in Stand gehalten oder zurückgebaut, um Platz zu machen für Profitinteressen.

Eine vergleichbare Ausrichtung existiert auch bei Locations, die sich für Veranstaltungen eignen. Es gibt welche, die kann man von privaten Anbietern mieten und andere sind im Eigentum der Stadt bzw. der Gemeinde. Letztere sind in der Regel wesentlich kostengünstiger. Nun wurde die öffentliche Verwaltung, die für diese Vermietungen zuständig ist, über Jahrzehnte kaputtgespart und die Personaldecke ist dort so dünn, dass es für die Angestellten unmöglich ist, Sachen zeitnah zu bearbeiten. Wenn dann noch Sonderwünsche dazu kommen und Anfragen nicht nach vorgefertigten Muster bearbeitet werden können, verzögern die hierarchischen Organisationsstrukturen, bei denen die Angestellten wegen jeder abweichenden Kleinigkeit erst Absendung durch Vorgesetzte bitten müssen, die Bearbeitung zusätzlich. Aus meiner eigenen Erfahrung und auch durch den Austausch mit anderen Leuten, die schon mal an solchen Prozessen zur Anmietung mitgearbeitet haben, ergibt sich ein klares Bild: Mietet man von privaten Konzernen wird es teuer, aber unkompliziert. Mietet man von der Stadt oder Gemeinde wird es günstig, aber anstrengend und langwierig in der Kommunikation und Organisation.

Profitorientierte Konzerne, die einen möglichst hohen Gewinn erwirtschaften wollen, können nicht mit den Preisen von nicht-gewinnorientierten Akteuren mithalten. Daher lobbyieren sie u. A. für das Kaputtsparen öffentlicher Infrastruktur wie Verwaltungen, sodass sie nicht mehr funktionieren, um auf diesem Wege ihre gewünschten Profite zu erzielen. In Kommunen sind aktuell 100.000 Personalstellen unbesetzt.

Ein weiterer Aspekt hierbei ist der soziale Wohnungsbau. Er wird oft so präsentiert, als ginge es dabei nur um günstige Mietwohnungen. Das ist eine Falschdarstellung. Sozialer Wohnungsbau ist immer auch Infrastrukturplanung, bei der neben Einkaufsmöglichkeiten, medizinischer Versorgung und anderen wichtigen Dingen ebenso Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten wie Gärten, Schwimmbäder, Bibliotheken und Kinos von Anfang an mit geplant werden. Oft gehören auch Versammlungsräume dazu, die dann für Veranstaltungen jeglicher Art genutzt werden können. Speziell bei selbstverwalteten Wohn- und anderen Gebäudekomplexen sind sie meist zentraler Bestandteil.

Wenn man nur zur eigenen Hausverwaltung gehen muss, um einen Raum zu kriegen, der dann entweder gar nichts oder nur wenig kostet, hat man einen sehr unkomplizierten Vorgang und ermöglicht auch Leuten ohne viele finanzielle Rücklagen, Veranstaltungen auf die Beine zu stellen.

Diese soziale Art des Zusammenlebens und Wirtschaftens ist möglich, jedoch muss man sie aufbauen und dann auch aktiv gegen jene verteidigen, die von er aktuelle Situation profitieren. Das sowas gelingen kann, sieht man an Projekten wie dem Mietshäuser-Syndikat oder dem ORWO-Haus.

 

Zusammenarbeit braucht Gemeinschaft

Kommen wir zurück zu den Parkbänken. Mit der Abnahme der sozialen Räume in den Städten sind auch immer weniger Möglichkeiten vorhanden, bei denen Menschen sich kennenlernen und in Gruppen zusammenschließen können. So haben z. B. fast alle Conventions oftmals nicht genug Mithelfende, um eine reibungslose Vorbereitung und dann auch einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung gewährleisten zu können. Doch wo sollen sie auch herkommen? Wenn man keinen Berührungspunkt mit einem Projekt hat, man keinen der Beteiligten kennt wird, man sich tendenziell eher nicht dafür begeistern können.

Offline stattfindende Vorbereitungstreffen, bei denen alle bei Kaffee und Kuchen zusammensitzen, erzeugen ein anderes Gemeinschaftsgefühl und Vertrauen, als wenn man Vorbereitungstreffen per Video Chat macht oder nur schriftlich kommuniziert. Die technischen Möglichkeiten, die wir heute haben, sollten wir nutzen, aber wir sollten uns auch bewusst machen, was sie leisten können und was nicht.
Neuen Leuten z. B. anzubieten, bei einem kommenden Treffen vorbeizukommen und so einen Eindruck von einem Team und der gemeinsamen Arbeit zu ermöglichen, ist manchen lieber als eine Helferanmeldung auszufüllen und dann erst am Veranstaltungstag die Personen kennenzulernen, mit denen man zusammenarbeitet. Aber für solche Treffen braucht man auch einen Raum und je leichter und kostengünstiger solche verfügbar sind, desto mehr werden solche Organisationsmöglichkeiten genutzt.

Wenn man will, dass gesellschaftliches und kulturelles Leben entsteht und wächst, muss man die Rahmenbedingungen erschaffen, die eben jenes ermöglichen. Die Gestaltungsmacht für unser gemeinschaftliches Leben und unsere Umwelt sollten wir nicht profitorientierten Konzernen überlassen, die immer ein Interesse daran haben, den maximal möglichen Gewinn aus allem herauszupressen und sich dann auch für eine Stadtplanung einsetzen, die primär ihren Interessen dient.

 

Organisiert euch

Jetzt ist die Situation nun mal, wie sie ist und jede Veranstalterin und jeder Veranstalter muss daher Klinken putzen, um an passende Räumlichkeiten zu möglichst geringen Preisen zu kommen. Das ist eine sehr zeitintensive und oft auch frustrierende Arbeit. Dennoch sollten sie und auch alle, die ein Interesse an niedrigen Eintrittspreisen, Standgebühren und anderen Kosten haben, sich der Tatsache bewusst machen, dass dieses Problem nicht auf individueller Ebene gelöst werden kann.

Statt über vermeintlich geizige Besucherinnen oder Besucher zu schimpfen oder Organisations-Team für ihre angeblich schlechte Prioritätensetzung bei ihren Ausgaben zu kritisieren, müssen wir uns die Frage stellen, warum so wenig kostengünstige und öffentliche Räume zur Verfügung stehen und Strategien entwickeln, wie wir sie (zurück)erobern können. Hierbei kann man von denen lernen, die solche Kämpfe bereits in der Vergangenheit geführt haben. Eine Möglichkeit wäre es z. B., sich mit Gleichgesinnten als Verein oder Genossenschaft zu organisieren und dann selbst das Gewünschte und Benötigte aufzubauen.