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Teure Mieten führen zu teuren Eintrittspreisen

Wer schon einmal eine Veranstaltung geplant hat der weiß, wie schwierig es ist, eine passende Location zu finden. Ein Hauptproblem hierbei sind die Mietpreise. Je höher sie sind, desto teurer werden die Eintrittspreise, die Standgebühren, Werbeflächen und alles andere, was sich Veranstalterinnen und Veranstalter einfallen lassen, um am Ende nicht in den roten Zahlen zu stehen. Das heißt aber auch, hier findet eine sozial-wirtschaftliche Ausgrenzung statt und unsere kollektiven Gestaltungsmöglichkeiten und unser Zusammenleben werden eingeschränkt.

Jetzt mögen sich viele fragen, wie es denn sonst laufen soll und das ist der entscheidende Punkt: Wer einmal verstanden hat, dass es auch anders funktionieren könnte, gibt sich mit dem Status Quo nicht mehr ohne Weiteres zufrieden.

 

Wem gehört die Stadt?

Im Oktober 2024 erschien ein auf der Website der österreichischen Tageszeitung der Standard ein lesenswerter Artikel über Parkbänke in der europäischen Stadtplanung. In ihm heißt es: „Die Stadt an sich [… ist] nicht für Menschen gedacht, die weder konsumieren, noch produzieren. […] Die öffentlichen Räume in europäischen Ländern werden immer dynamischer ausgerichtet, sodass es den Menschen nicht leicht gemacht wird anzuhalten, um sich auszuruhen oder zu reden‘, so Sorando. Dies führt dazu, dass öffentliche Bänke immer weniger werden. Und die Bürger und Bürgerinnen verlieren kostenlose öffentlichen Treffpunkte, sodass sie zwangsläufig in private Gastgärten gedrängt werden, wo sie aber etwas konsumieren müssen.“
Es geht um Vertreibungseffekte. Öffentliche Infrastruktur wird nicht in Stand gehalten oder zurückgebaut, um Platz zu machen für Profitinteressen.

Eine vergleichbare Ausrichtung existiert auch bei Locations, die sich für Veranstaltungen eignen. Es gibt welche, die kann man von privaten Anbietern mieten und andere sind im Eigentum der Stadt bzw. der Gemeinde. Letztere sind in der Regel wesentlich kostengünstiger. Nun wurde die öffentliche Verwaltung, die für diese Vermietungen zuständig ist, über Jahrzehnte kaputtgespart und die Personaldecke ist dort so dünn, dass es für die Angestellten unmöglich ist, Sachen zeitnah zu bearbeiten. Wenn dann noch Sonderwünsche dazu kommen und Anfragen nicht nach vorgefertigten Muster bearbeitet werden können, verzögern die hierarchischen Organisationsstrukturen, bei denen die Angestellten wegen jeder abweichenden Kleinigkeit erst Absendung durch Vorgesetzte bitten müssen, die Bearbeitung zusätzlich. Aus meiner eigenen Erfahrung und auch durch den Austausch mit anderen Leuten, die schon mal an solchen Prozessen zur Anmietung mitgearbeitet haben, ergibt sich ein klares Bild: Mietet man von privaten Konzernen wird es teuer, aber unkompliziert. Mietet man von der Stadt oder Gemeinde wird es günstig, aber anstrengend und langwierig in der Kommunikation und Organisation.

Profitorientierte Konzerne, die einen möglichst hohen Gewinn erwirtschaften wollen, können nicht mit den Preisen von nicht-gewinnorientierten Akteuren mithalten. Daher lobbyieren sie u. A. für das Kaputtsparen öffentlicher Infrastruktur wie Verwaltungen, sodass sie nicht mehr funktionieren, um auf diesem Wege ihre gewünschten Profite zu erzielen. In Kommunen sind aktuell 100.000 Personalstellen unbesetzt.

Ein weiterer Aspekt hierbei ist der soziale Wohnungsbau. Er wird oft so präsentiert, als ginge es dabei nur um günstige Mietwohnungen. Das ist eine Falschdarstellung. Sozialer Wohnungsbau ist immer auch Infrastrukturplanung, bei der neben Einkaufsmöglichkeiten, medizinischer Versorgung und anderen wichtigen Dingen ebenso Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten wie Gärten, Schwimmbäder, Bibliotheken und Kinos von Anfang an mit geplant werden. Oft gehören auch Versammlungsräume dazu, die dann für Veranstaltungen jeglicher Art genutzt werden können. Speziell bei selbstverwalteten Wohn- und anderen Gebäudekomplexen sind sie meist zentraler Bestandteil.

Wenn man nur zur eigenen Hausverwaltung gehen muss, um einen Raum zu kriegen, der dann entweder gar nichts oder nur wenig kostet, hat man einen sehr unkomplizierten Vorgang und ermöglicht auch Leuten ohne viele finanzielle Rücklagen, Veranstaltungen auf die Beine zu stellen.

Diese soziale Art des Zusammenlebens und Wirtschaftens ist möglich, jedoch muss man sie aufbauen und dann auch aktiv gegen jene verteidigen, die von er aktuelle Situation profitieren. Das sowas gelingen kann, sieht man an Projekten wie dem Mietshäuser-Syndikat oder dem ORWO-Haus.

 

Zusammenarbeit braucht Gemeinschaft

Kommen wir zurück zu den Parkbänken. Mit der Abnahme der sozialen Räume in den Städten sind auch immer weniger Möglichkeiten vorhanden, bei denen Menschen sich kennenlernen und in Gruppen zusammenschließen können. So haben z. B. fast alle Conventions oftmals nicht genug Mithelfende, um eine reibungslose Vorbereitung und dann auch einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung gewährleisten zu können. Doch wo sollen sie auch herkommen? Wenn man keinen Berührungspunkt mit einem Projekt hat, man keinen der Beteiligten kennt wird, man sich tendenziell eher nicht dafür begeistern können.

Offline stattfindende Vorbereitungstreffen, bei denen alle bei Kaffee und Kuchen zusammensitzen, erzeugen ein anderes Gemeinschaftsgefühl und Vertrauen, als wenn man Vorbereitungstreffen per Video Chat macht oder nur schriftlich kommuniziert. Die technischen Möglichkeiten, die wir heute haben, sollten wir nutzen, aber wir sollten uns auch bewusst machen, was sie leisten können und was nicht.
Neuen Leuten z. B. anzubieten, bei einem kommenden Treffen vorbeizukommen und so einen Eindruck von einem Team und der gemeinsamen Arbeit zu ermöglichen, ist manchen lieber als eine Helferanmeldung auszufüllen und dann erst am Veranstaltungstag die Personen kennenzulernen, mit denen man zusammenarbeitet. Aber für solche Treffen braucht man auch einen Raum und je leichter und kostengünstiger solche verfügbar sind, desto mehr werden solche Organisationsmöglichkeiten genutzt.

Wenn man will, dass gesellschaftliches und kulturelles Leben entsteht und wächst, muss man die Rahmenbedingungen erschaffen, die eben jenes ermöglichen. Die Gestaltungsmacht für unser gemeinschaftliches Leben und unsere Umwelt sollten wir nicht profitorientierten Konzernen überlassen, die immer ein Interesse daran haben, den maximal möglichen Gewinn aus allem herauszupressen und sich dann auch für eine Stadtplanung einsetzen, die primär ihren Interessen dient.

 

Organisiert euch

Jetzt ist die Situation nun mal, wie sie ist und jede Veranstalterin und jeder Veranstalter muss daher Klinken putzen, um an passende Räumlichkeiten zu möglichst geringen Preisen zu kommen. Das ist eine sehr zeitintensive und oft auch frustrierende Arbeit. Dennoch sollten sie und auch alle, die ein Interesse an niedrigen Eintrittspreisen, Standgebühren und anderen Kosten haben, sich der Tatsache bewusst machen, dass dieses Problem nicht auf individueller Ebene gelöst werden kann.

Statt über vermeintlich geizige Besucherinnen oder Besucher zu schimpfen oder Organisations-Team für ihre angeblich schlechte Prioritätensetzung bei ihren Ausgaben zu kritisieren, müssen wir uns die Frage stellen, warum so wenig kostengünstige und öffentliche Räume zur Verfügung stehen und Strategien entwickeln, wie wir sie (zurück)erobern können. Hierbei kann man von denen lernen, die solche Kämpfe bereits in der Vergangenheit geführt haben. Eine Möglichkeit wäre es z. B., sich mit Gleichgesinnten als Verein oder Genossenschaft zu organisieren und dann selbst das Gewünschte und Benötigte aufzubauen.

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Neuregelung für Kleinunternehmer

Wer ein Gewerbe oder einen Verein betreibt, muss Buch führen über ihre oder seine Ausgaben. Viele nutzen dafür die sogenannte „Kleinunternehmerregelung“, die eine vereinfachte Buchführung ermöglicht. Ab dem 1. Januar 2025 gelten jedoch ein paar Änderungen.

 

Änderungen zu Umsätzen, die im EU-Ausland erwirtschaftet wurden

Die EU-Richtlinie 2020/285 vom 18. Februar 2020 sorgt EU-weit für eine Änderung bei der Kleinunternehmerregelung, die u. a. Deutschland zu ab Januar 2025 geltenden Änderungen in der nationalen Gesetzgebung zwingen. Zum einen wird die Beschränkung der Steuerbefreiung für Umsätze im Ausland aufgehoben. Bisher galt hier, dass deutsche Kleinunternehmer, Vereine und Einzelpersonen Umsätze, die im EU-Ausland gemacht wurden, in jedem Fall nach den Umsatzsteuerregelungen versteuern mussten, unabhängig von deren Höhe. Die Freigrenzen galten hier nicht. Ab 2025 jedoch kann man sie auch im EU-Ausland in Anspruch nehmen. Zu beachten ist hierbei, dass jeweils die Freigrenzen und Regelungen des jeweiligen Landes für einen gelten, in dem man die Umsätze erwirtschaftet hat und dass die EU-weiten Umsätze im vorherigen Kalenderjahr 100.000 € und im laufenden Kalenderjahr ebenfalls 100.000 € nicht überschreiten dürfen. Das Bundeszentralamt für Steuern (BZSt) in Deutschland und vergleichbare Behörden in anderen EU-Ländern werden hierfür zukünftig EU-weit einheitliche Identifikationsnummer für die betreffenden Unternehmen und co. vergeben, anhand derer sie die Umsätze in den Steuerbehörden anderer EU-Länder abfragen können. Außerdem muss man vierteljährliche Umsätze aus nicht-deutschen EU-Ländern an das BZSt melden. Das muss innerhalb eines Monats nach Ablauf des jeweiligen Quartals auf elektronischem Wege erfolgen.

 

Neue Grenzwerte für Umsätze in Deutschland

Die bisher geltenden Umsatzgrenzen, um sich auf die Kleinunternehmerregelung beziehen können, werden erhöht. So galt bisher, dass der Gesamtumsatz im Vorjahr 22.000 € und der Gesamtumsatz im laufenden Jahr 50.000 € nicht übersteigen durften, wenn man die vereinfachte Buchhaltung machen wollte. Die neuen Grenzen sind 25.000 € Gesamtumsatz im Vorjahr und 100.000 € Gesamtumsatz im laufenden Kalenderjahr.

Damit bleibt Deutschland noch sehr weit hinter der möglichen Erhöhung der Grenzen zurück, denn nach der EU-Richtlinie wäre es möglich die Umsatzgrenze des Vorjahres auf 85.000 € zu erhöhen, was eine Entlastung für viele kleine Unternehmen, Vereine und Einzelpersonen bedeuten würde.

 

Falsche Darstellung durch Halbwahrheiten

In vielen Texten wird die Kleinunternehmerregelung als Steuerbefreiung betitelt. Das ist so ungenau und vereinfachend formuliert, dass zwar Leute, die sich damit tagtäglich auseinandersetzen, wissen was gemeint ist, es aber für Laien ein inhaltlich falsches Bild vermittelt.

Wenn man sich auf die Kleinunternehmerregelung bezieht, muss man zwar keine Umsatzsteuer zahlen, man ist aber gleichzeitig nicht vorsteuerabzugsberechtigt.
Bei der Umsatzsteuer unterscheidet man zwei Arten. Es gibt eine Vorsteuer, die die Umsatzsteuer ist, die man selbst zahlt. Wenn man als Unternehmer bei einem anderen Unternehmen einkauft, weist der andere in der Regel ein Umsatzsteuer auf der Rechnung auf, die man mitzahlt. Diese spezielle Umsatzsteuer nennt man Vorsteuer und die kann man sich vom Finanzamt zurückerstatten lassen. Wenn man hingegen selbst eine Rechnung schreibt und dort eine Umsatzsteuer ausweist, muss man diese später an das Finanzamt zahlen.
Mit jeder Steuererklärung wird nun bei Unternehmen, Vereinen und co. die zu zahlenden Umsatzsteuer mit der zu erstatten bekommenden Vorsteuer verrechnet und je nachdem bekommt man dann eine Rückerstattung vom Finanzamt oder muss noch etwas zahlen.

Wenn man sich auf die Kleinunternehmerregelung bezieht und keine Umsatzsteuer zahlen muss, kann man sich aber gleichzeitig auch keine Vorsteuer zurückerstatten lassen. Das daher pauschal als Steuerbefreiung zu betiteln, ist daher falsch.

Nun gibt es jedoch noch andere Steuern, wie z. B. eine Körperschaftssteuer, die Leute und Gruppen bezahlen müssen, wenn sie wirtschaftlich tätig sind. Die Kleinunternehmerregelung bezieht sich auch auf die und an der Stelle findet tatsächlich eine Steuerbefreiung statt.

Für Privatpersonen ist diese Unterscheidung in diese zwei Arten der Umsatzsteuer irrelevant und mit Körperschaftssteuern und Ähnlichem haben sie in der Regel auch nichts zu tun, weswegen viele nicht wissen, dass es da solche Unterscheidungen gibt.
Wenn man jetzt als Laie fachbezogene Artikel liest, muss man sich daher bewusst sein, dass man sie aufgrund von fehlendem Wissen gerne mal falsch interpretiert.

 

Unwissen ausnutzen

Sowas wird auch politisch ausgenutzt, in dem z. B. Steuererleichterungen, von denen nur Großkonzerne profitieren, so hingestellt werden, dass sie gemacht werden um kleine und mittelständische Unternehmen nützen.

Ein Beispiel dafür: Lars Feld, aktuell Chefberater von Christian Lindner (FDP) und ehemals SPD-Mitglied, dass an den Hartz4-Gesetzen mitgearbeitet hat, hat in einem Interview im ZDF die Abschaffung des Solidaritätszuschlages (Soli) so geframt, als würde sie vor allem den kleinen Unternehmen zugutekommen. Ein Blick in eine Einkommensteuertabelle zeigt, dass das schlicht falsch ist. Einen Soli zahlt man erst ab ca. 5.650 € Monatseinkommen und dann beträgt der auch erstmal nur ca. 4,50 € im Monat und steigt dann mit steigendem Einkommen. Das ist eine Steuererleichterung ausschließlich für Reiche.

Dieser Quatsch verfängt aber auch gerade bei Geschäftsführern, die für Buchhaltung und Personalabrechnungen sich Leute einstellen und selbst keine Ahnung davon haben.

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Von Helfern & Feudalismus

Ich bin neulich auf X (Twitter) rumgegeistert und da sprang mir ein Posting der Dokomi ins Auge: „Update: Helferbewerbung DoKomi 2024“. Nun ist mir vor Jahren einmal bei solchen Aufrufen eine Gemeinsamkeit aufgefallen und seit dem schaue ich jedes Mal, ob ich wieder Bingo rufen kann. Im Fall der Dokomi: ja, konnte ich. Etwas weiter unten im Posting steht der Satz: „Dann bewerbt euch jetzt!“

Nun sind Bewerbungen nichts, was viele Leute gerne machen. Man denkt sich gutklingende Werbetexte zwecks Selbstvermarktung aus – oder kopiert sie aus dem Internet – um sich selbst in möglichst gutes Licht zu rücken, um die Arbeitsstelle zu bekommen. Auch die Dokomi fragt ihn einem ausfüllbaren Bewerbungsbogen auf ihrer Website: „Warum möchtest Du bei der Dokomi Helfer werden?“
Vorneweg: ich halte das für eine strunzdumme Frage; genauso wie es lächerlich finde, wenn für ehrenamtliche Helfertätigkeiten eine Bewerbung gefordert wird, wo doch die Regel ist, dass ehrenamtlich organisierte Veranstaltungen ohnehin quasi jede Person annehmen. Dass man ein paar Eckdaten, wie Alter, Name, Notfallkontakt, usw. abfragt, ist nachvollziehbar. Jedoch könnte man alternativ transparent und ehrlich mit der Situation umgehen, statt Bewerbungstexte abzuverlangen.

 

Immer weiter mit dem Mittelalter

Bewerbungen sind keine neue Erfindung. Sie haben ihren Ursprung in der Frühen Neuzeit (ca. 1600 – 1800) als Bittstellerschreiben an Könige und andere Feudalherren. Bittsteller baten bei diesen um Arbeit in dem sie, in unterwürfigster Weise ihr Leid schilderten. Je besser man dabei war, je herzzerreißender die erzählte Geschichte, desto wahrscheinlicher bekam man die Arbeitsstelle. Das wandelte sich im Laufe der Zeit, sodass Bewerberinnen nicht mehr, ihr Leid in den Fokus rückten, sondern dazu übergingen, ihre Fähigkeiten zu betonen.
Zwar sind die meisten europäischen Länder seit ca. 100 Jahren oder länger keine Monarchien mehr, aber wir haben noch sehr viele gesellschaftliche Strukturen, die aus der Monarchie resultieren (Quelle 2). So haben auch heutzutage die Besitzlosen keine andere Möglichkeit, als ihre Arbeitskraft zu verkaufen, um zu Geld für u. a. Wohnung und Nahrung zu kommen. Demgegenüber stehen Firmen, die immer noch wie Erbmonarchien organisiert sind und der Eigentümer/König bzw. eine von ihm beauftrage Person entscheidet, wer bei ihm eine Anstellung bekommt.

Dass sich dabei diese Form der Bewerbungen durchgesetzt hat, ist historisch und in den gesellschaftlichen Machtstrukturen begründet und hat nichts mit einer oftmals angenommenen Objektivität und Sinnhaftigkeit zu tun. Ich habe schon öfters Leute gefragt, die für die Helferorganisation bei Conventions verantwortlich sind, warum sie einen Bewerbungsprozess machen, statt eine Anmeldung und die Antwort war immer die gleiche: sie wollen sehen, dass sich die Leute Mühe geben, denn das würde ja zeigen, dass sie ernsthaft Interesse an dem Projekt – auch Cosplay-Gruppen, Show-Gruppen, usw. fordern oftmals Bewerbungen – haben und daraus können man schließen, dass sie gut mitarbeiten werden. Das ist eine Argumentation, die genauso ein Feudalherr im Jahr 1652 hätte bringen können und fußt auf dem gleichen klassistischen Weltbild.

 

Funktioniert es?

Ehrenamtlich organisierte Projekte handeln mitunter nicht vorsätzlich, wenn sie solche Bewerbungsprozesse implementieren. Vielmehr werden die Verantwortlichen wahrscheinlich einfach reproduzieren, was sie aus ihrem Alltag kennen und mit Bewerbungen für Jobs sind die meisten Menschen wohl wesentlich öfter konfrontiert, als mit Torwächter-freien Anmeldungen und demokratischen Organisationsstrukturen, wie sie z. B. bei Vereinen, Gewerkschaften, Parteien oder Genossenschaften üblich sind.

Zurück zur Dokomi, die mir hier jetzt nur als exemplarisches Beispiel für viele Anime/Manga-Conventions und Fanprojekte in Deutschland dient: die ganze „Helfer werden“-Seite ist geschrieben und aufgebaut, wie eine Stellenanzeige für einen Job. Ich frage mich, schreckt das nicht eher Leute ab?
Ich kennen niemanden, der gerne Bewerbungen schreibt und Bewerbungsprozesse durchläuft. Dass man sich im eigenen Alltag mit sowas rumschlägt, da es kaum Firmen gibt, die hier anders vorgehen – und ja, die gibt es – ist verständlich. Bei einer ehrenamtlichen Tätigkeit, bei denen kein Sachzwang zur Teilnahme besteht, stelle ich jedoch die Effektivität in Frage, neue Leute zu gewinnen, die nicht schon vorher Helfer/innen auf Veranstaltungen waren oder mit Menschen aus dem Team befreundet sind und von denen überzeugt wurden, auch mitzumachen.

Meiner Erfahrung nach ist das auch ein Phänomen ausschließlich innerhalb der Anime/Manga-Community, dass man für eine ehrenamtliche Tätigkeiten einen Bewerbungsprozess durchlaufen muss. Hängt das vielleicht damit zusammen, dass der Anime/Manga-Boom erst vor so ca. 30 Jahren hierzulande begann und die Fangemeinde eine sehr viel jüngere Historie hat als beispielsweise Kleingartenvereine? Eventuell ist auch ursächlich, dass die Anime/Manga-Community grundsätzlich ihren Anfang nicht in einer anderen ehrenamtlichen Tätigkeit hat, aus sich selbst heraus entstanden ist und sich daher Privatunternehmen zum Vorbild nahm statt beispielsweise Vereine.

 

Für mich ist es ein unsympatisches Merkmal der Anime/Manga-Community. Es ist ein autoritäre Herangehensweise. Ich habe oft Beschwerden über elitär auftretende Cosplayer gelesen und gehört. Jedoch selten habe ich Kritik gehört gegenüber z. B. Conventions oder anderen Fanprojekten. Und nochmal: ich halte die betreffenden Projekte und Leute nicht für Überzeugungstäterinnen. Meine These ist, es wurden unkritisch Konzepte aus der Privatwirtschaft kopiert.
Ich wünschte, es würde eine gegenteilige Entwicklung auch innerhalb der Anime/Manga-Community geben, die mit solchen aus dem Feudalismus stammenden, klassistischen Konzepten bricht, die Menschen hierarchisieren.

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Japanisches Teehaus in Berlin eröffnet im September

Im Berliner Museum für Asiatische Kunst wurde am 25. August 2021 ein japanisches Teehaus eingeweiht. Es besteht aus einem Vorbereitungsraum (Nebenraum) und einem Teeraum (Hauptraum) mit einer in den Boden einglassenen Feuerstelle und einer Tokonama (Nishe). Das Haus ist mit traditionellen japanisch Materialien und europäischem Lehmputz gebaut und anschließend im traditionellen japanischen Stil eingerichtet worden.

Das neu geschaffene Museum für Asiatische Kunst befindet sich im Humboldt-Forum auf der Museumsinsel und eröffnet zusammen mit dem Teehaus, mit dem Namen Bôki-an, am 22. September 2021. Eintrittskarten können ab demnächst bis zu 14 Tage im Voraus auf der Website des Museums gekauft werden.

Weitere Informationen findet ihr auf der Website der Staatlichen Museen zu Berlin und auf der Website des Humboldt-Forums.

 

Adresse & Anfahrt: Museumsinsel – Schloßplatz, 10178 Berlin

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Lagerverkauf beim Anime-Fan-Shop

Am 30. und 31. Juli 2021 veranstaltet der Anime-Fan-Shop in Berlin-Marienfelde einen Lagerverkauf, wie sie nun über Twitter bekanntgaben. An den beiden Tagen kann man bis 19 Uhr selbst durch das Lager stöbern, aber auch Sachen im Vorfeld online zu bestellen und dann vor Ort abzuholen (Click & Collect) ist möglich. Weitere Informationen wie z. B. zur Anfahrt oder auch die genauen Öffnungszeiten können auf der Website eingesehen werden.

www.animefanshop.de/de/info/lagerverkauf

Der Anime-Fan-Shop wird von der emania Media Service GmbH betrieben, die auch die Veranstalter der Anime Messe Babelsberg sind.

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Japanische Filme bei arte

Anlässlich der in Tokio stattfindenden Olympischen Spiele sind aktuell in der Mediathek des öffentlich rechtlichen Rundfunksenders arte verschiedene japanische Filme und eine Dokumentation zu finden, wie der Sender heute auf auf seinem französischen Twitter-Kanal mitteilte. Die Filme werden an unterschiedlichen Tagen verfügbar sein. Wie lange genau könnt ihr den Filmbeschreibungen in der Arte Mediathek selbst entnehmen.

 

Anime:

  • Mittwoch, 4. August 2021 um 23.55 Uhr
  • TV-Ausstrahlung & verfügbar in der Mediathek bis 2. Sep 2021

 

Filme von Regisseur Kenji Mizoguchi:

  • verfügbar in der Mediathek vom 15. Juli 2021 – 14. Januar 2022

 

  • Sonntag, 1. August 2021 um 0:00 Uhr
  • verfügbar in der Mediathek

 

  • Dienstag, 3. August 2021 um 23:35 Uhr
  • TV-Ausstrahlung & verfügbar in der Mediathek

 

Filme von Regisseur Shohei Imamura:

  • verfügbar in der Mediathek vom 1. Juli 2021 – 31. Oktober 2021

 

  • verfügbar in der Mediathek ab August 2021

 

Film von Regisseur & Produzent Takashii Miike:

  • verfügbar in der Mediathek vom 1. Juli 2021 – 31. Oktober 2021

 

 

Dokumentation:

  • verfügbar in der Mediathek vom 15. Juli 2021 – 14. Juli 2022

 

Anmerkung:

In einer früheren Version des Textes hatten wir den Film Schwarzer Regen noch nicht gelistet. Der Film ist aktuell noch nicht in der deutschen Mediathek zu finden, wird jedoch in der verlinkten Broschüre auf der französischen Website gelistet. Auf Anfrage teilte arte uns mit, dass der Film ab August auch in der deutschen Mediathek verfügbar sein würde.

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Neueröffnung: myCostumes wieder mit Ladengeschäft

Am 25. Dezember 2021 hat der Online-Cosplay-Shop myCostumes bekannt gegeben, dass sie zukünftig wieder ein Ladengeschäft haben werden. Ab dem 29. Januar 2022 könnt ihr im Ladengeschäft in Wiesbaden u. a. Perücken, Schminke, Bastelmaterialien und farbige Kontaktlinsen kaufen.

Der Online-Shop myCostumes wurde im Januar 2009 gegründet. Ein August 2011 eröffnetes Ladengeschäft in Frankfurt am Main wurde im Januar 2017 im Zuge es eines Umzuges nach Wiesbaden geschlossen. Im Sommer 2021 ist er nun in kleineres Lager umgezogen und wird seitdem nur von der Inhaberin allein geführt.

Generell hat mycostumes seit einigen Jahren mit geringen Einnahmen zu kämpfen, was u. a. auch an Konkurrenz im Netz liegt. Speziell Amazon kann durch skrupellose Geschäftspraktiken (Quelle 2, Quelle 3, Quelle 4) Preise anbieten, mit denen andere Unternehmen nicht mithalten können. Gegen den Konzern wird regelmäßig strafrechtlich ermittelt. Aktuell gibt es Ermittlungen u. a. aufgrund von mutmaßlicher Beteilung am Drogenschmuggel, Wettbewerbsbetrugs und Verstößen gegen Sicherheits- und Gesundheitsvorschriften am Arbeitsplatz, die den Tod mehrerer Arbeitern/innen zur Folge hatten.

Aktuell kann man sich auf den dem Twitter-Account (u. a. Quelle 1, Quelle 2, Quelle 3, Quelle 4) von myCostumes schon erste Fotos vom neuen Ladengeschäft ansehen.

 

Neueröffnung: Samstag, 29. Januar 2022

Adresse: Emser Straße 2, 65195 Wiesbaden